Pressemitteilung

10 Jahre Gesellschaft zur Agrarstrukturförderung für Osteuropa
(GAST- OST)

Wer ist die GAST-OST ?

Die Gesellschaft zur Agrarstrukturförderung für Osteuropa e. V. (GAST-OST) entstand 1992 im Ergebnis einer parlamentarischen Initiative des Landtages von Sachsen-Anhalt und auf Bestreben des Landesbauernverbandes zur Bündelung und Abstimmung von Aktivitäten zum Aufbau partnerschaftlicher Beziehungen zu Unternehmen und Verbänden im Agrar-sektor der Länder Mittel- und Osteuropas.

In der Woche vom 27.5. - 31.5. 2002 werden Partner aus 8 mittel- und osteuropäischen Ländern aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der GAST - OST sich vom Ergebnis der Umstrukturierung der ostdeutschen Landwirtschaft ein Bild machen und am 30.5. 2002 im Rahmen einer wissenschaftlich-praktischen Konferenz in Halle diskutieren zum Thema " Erfahrungen, Ergebnisse und Tendenzen der Begleitung der Transformationsprozesse in der Landwirtschaft Osteuropas durch die GAST - OST".

Was ist das Anliegen der GAST- OST ?

Das satzungsmäßige Anliegen der GAST - OST besteht in der Vermittlung von Erfahrungen bei der Umstrukturierung der Landwirtschaft in Ostdeutschland für die Privatisierung und den Aufbau marktwirtschaftlicher Strukturen in Mittel- und Osteuropa.
Die osteuropäischen Staaten sind seit Ende der 80er Jahre nicht nur in einem wirtschaftlichen, sondern in einem gesamtgesellschaftlichen Umstrukturierungsprozess begriffen, der viele Analogien zu der erlebten Geschichte in den neuen Bundesländern aufweist.

In der Praxis zeigt sich der Übergang von einer sozialistischen Planwirtschaft zu einem liberalen Marktwirtschaftssystem mit Privateigentum als ein schwieriger Prozess. Die dabei auftretenden Problem sind von Politikern und Ökonomen weit unterschätzt worden. Auch die Rolle des Agrarsektors und die Schwierigkeiten des Agrarstrukturwandelprozesses verlaufen sehr viel langsamer und verursachen sehr viel höhere Kosten, als die meisten ökonomischen Modelle annehmen.

Im Prozess der Umgestaltung der osteuropäischen Landwirtschaft sind deshalb die Erfahrungen der neuen Bundesländer außerordentlich wertvoll, weil die Umstrukturierung der ostdeutschen Landwirtschaft gerade vollzogen und maßgeblich, bei gleichzeitiger Integration in die EU, von den Bauern und ihren Standesvertretungen mitgestaltet wurde. Aber auch das österreichische Burgenland als jüngstes EU-Mitglied brachte Wesentliches ein.

Zu den verallgemeinerungswürdigen Erfahrungen aus der Umstrukturierung der ostdeutschen Landwirtschaft zählen u.a.:

" Der Prozess der Privatisierung und Umgestaltung der Landwirtschaft war stets gekoppelt mit der Weiterführung einer weitgehend flächendeckenden und umweltverträglichen Landnutzung. Ws war ohne gesellschaftliche Akzeptanz und angemessene finanzielle Unterstützung, die durch die EU, den Bund und die Länder in vielfältiger Form gewährt wurden, nicht zu realisieren.

" Außerordentlich vorteilhaft auf den Verlauf der Umstrukturierung der Landwirtschaft wirkten bäuerliche Selbsthilfeorganisationen und ein einheitlicher Bauernverband als verlässliche Partner der Agrarpolitik und als Stimme der Bauern und des ländlichen Raumes.

" Die fördernde Einflussnahme des Staates hat sich nicht lediglich der investiven Unterstützung widergespiegelt, sondern der Vorteil lag in der Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen für die schnelle Entwicklung des Bodenmarktes, des Finanzmarktes sowie des agraren Beschaffungs- und Absatzmarktes. Es zeigt sich, dass der vorrangigen Schaffung eines Absatzmarktes durch Privatisierung der Verarbeitungs- und Vermarktungsunternehmen ein besonders hoher Stellenwert zukommt.

" Konsequente Privatisierung führt keineswegs automatisch zum Zerschlagen betrieblicher Strukturen, weil die Eigentümerfunktion nicht zwangsläufig mit der Bewirtschaftung gekoppelt ist. Erst die effektive Kombination der privatisierten Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit und die Sicherung ihrer angemessenen Entlohnung im Unternehmen entscheiden über die Effektivität der Umstrukturierung.

" Die Orientierung der agrarstrukturellen Entwicklung bei konsequenter Beachtung demokratischer Willensbildungsprozesse auf eine vielfältige Agrarstruktur, in der landwirtschaftliche unternehmen unterschiedlicher Rechtsformen und Größe auf dem Markt zusammentreffen, erweist sich dem Wesen der Marktwirtschaft entsprechend.

" Die strikte Ausrichtung der unternehmerischen Tätigkeit auf die betriebliche Wettbewerbsfähigkeit und adäquate Wettbewerbsstrategien, um durch ständige Kosten-, Mingen- und Qualitätsanpassen nachhaltige Marktanteile zu sichern, erfordert eine Mindestausstattung mit Produktionsfaktoren und ihre optimale betriebliche Kombination.

Bisherige Tätigkeitsfelder der GAST - OST

Mit dem Ziel der sinnvollen Umsetzung dieser grundlegenden Erfahrungen aus dem Umstrukturierungsprozess der ostdeutschen Landwirtschaft wurde seit 1992 an effizienten Lösungsansätzen für mittel- und osteuropäische Partner im Auftrag der EU, der Bundesministerien für Landwirtschaft und wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie des Ministeriums für Raumordnung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt gearbeitet. In mehr als 50 Projekten wurden Beiträge erbracht zur:

" Beratung zur Entwicklung des für eine moderne Agrarwirtschaft erforderlichen Rechtrahmens;

" Unterstützung beim Aufbau einer effektiven landwirtschaftlichen Verwaltung und einer demokratischen Interessenvertretung;

" Orientierung des betrieblichen Beratungswesens sowie der Aus- und Weiterbildung auf marktwirtschaftliche Unternehmensführung landwirtschaftlicher Unternehmen;

" Beratung zur Schaffung effektiver Erzeugungs- und Verarbeitungsbetriebe und zur Gründung von Absatz-, Bezugs- und Verarbeitungsgesellschaften bzw. -genossenschaften, einschließlich westeuropäischer Beteiligung;

" Förderung eines ökologisch verträglichen Tourismus, des ökologischen Landbaus und der Direktvermarktung regional spezifischer landwirtschaftlicher Produkte als zusätzliche Einnahmequelle für die Landwirtschaft;

" Anbahnung von konkreten Kontakten und Beziehungen zwischen Unternehmen der Regionen zur konkreten regionalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit und zur gemeinsamen Präsentation der Leistungsfähigkeit auf Messen und Ausstellungen.


Konkrete Projekte wurden realisiert zur:

" Schaffung von Partnerschaften zwischen Regionen und bäuerlichen Standesvertretungen (Projekte in Bulgarien, Litauen, Slowakei)

" Entwicklung ländlicher Räume (Projekte in Bulgarien, Kasachstan, Litauen, Slowakei, Ukraine)

" Umstrukturierung landwirtschaftlicher Unternehmen (Projekte in Kasachstan, Litauen, Ukraine)

" Neugestaltung von ökonomischen Lehrinhalten (Landwirtschaftliche Hoch- und Fachschulen in Bulgarien, Belarus, Kasachstan, Ukraine)

" Organisation von Praktika für Studierende und Führungskräfte aus den MOEL in den neuen Bundesländern

" Vermittlung und Beratung zur Gründung gemeinsamer landwirtschaftlicher Unternehmen von deutschen und einheimischen Partnern (Bulgarien, Kasachstan, Litauen, Ukraine)

Zukunft der GAST-OST

Die GAST-OST wird sich neben der Weiterführung bisheriger Projekte stärker darauf konzentrieren, in Form eines Agrarkontaktbüros für Osteuropa Aufgaben auf dem Gebiet der Koordinierung und Bündelung von Aktivitäten verschiedener Einrichtungen wahrzunehmen:

" Ansprechpartner für Interessenten aus dem Agrarsektor und den vor- und nachgelagerten Bereichen in Deutschland und den MOEL

" Aufbau eines Informationsnetzwerkes über die konkreten Rahmenbedingungen zwischen Interessenten und Leistungsanbietern

" Unterstützung und Organisation der regionalen Zusammenarbeit auf Verbands- und Landesebene, aber auch zwischen interessierten Unternehmen

" Entwicklung zu einem Zentrum für regionale Agrarstrukturanalysen

" Beratung zu konkreten Vorhaben der Umstrukturierung und Privatisierung landwirtschaftlicher Unternehmen

" Organisation von internationalen Fachtagungen sowie Unterbreitung von Trainings- und Weiterbildungsangeboten für Führungs- und Nachwuchskräfte der Agrarwirtschaft Osteuropas


© Gast-Ost e.V., Str. der Waggonbauer 14b, 06132 Halle-Ammendorf - 2002


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letztes Update: 17.07.2002
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