Die
Gesellschaft zur Agrarstrukturförderung für Osteuropa
e. V. (GAST-OST) entstand
1992 im Ergebnis einer parlamentarischen Initiative des Landtages
von Sachsen-Anhalt. Der Landesbauernverband Sachsen-Anhalt zählte
zu den Gründungsmitgliedern.
Das satzungsmäßige
Anliegen der GAST-OST besteht
darin, die gewonnenen Erfahrungen bei der vollzogenen Umstrukturierung
der Landwirtschaft Ostdeutschlands, insbesondere bei der Privatisierung
und marktwirtschaftlichen Orientierung, für Osteuropa nutzbar
zu gestalten.
Bisherige
Tätigkeitsfelder der GAST-OST
- Entwicklung
ländlicher Räume (Projekte in Bulgarien, Kasachstan,
Litauen, Slowakei, Ukraine)
- Umstrukturierung
landwirtschaftlicher Unternehmen (Projekte in Kasachstan, Litauen,
Ukraine)
- Neugestaltung
von ökonomischen Lehrinhalten (Landwirtschaftliche Hoch-
und Fachschulen in Bulgarien, Belarus, Kasachstan, Ukraine)
- Organisation
von Praktika für Studierende und Führungskräfte
aus den MOEL in den neuen Bundesländern
- Vermittlung
und Beratung zur Gründung gemeinsamer landwirtschaftlicher
Unternehmen von deutschen und einheimischen Partnern (Bulgarien,
Kasachstan, Litauen, Ukraine)
Zukunft
der GAST-OST
Die GAST-OST
wird sich neben der Weiterführung bisheriger Projekte stärker
darauf konzentrieren, in Form eines Agrarkontaktbüros für
Osteuropa Aufgaben auf dem Gebiet der Koordinierung und Bündelung
von Aktivitäten verschiedener Einrichtungen wahrzunehmen:
- Ansprechpartner
für Interessenten aus dem Agrarsektor und den vor- und
nachgelagerten Bereichen in Deutschland und den MOEL
- Aufbau
eines Informationsnetzwerkes über die konkreten Rahmenbedingungen
zwischen Interessenten und Leistungsanbietern
- Unterstützung
und Organisation der regionalen Zusammenarbeit auf Verbands-
und Landesebene, aber auch zwischen interessierten Unternehmen
- Entwicklung
zu einem Zentrum für regionale Agrarstrukturanalysen
- Beratung
zu konkreten Vorhaben der Umstrukturierung und Privatisierung
landwirtschaftlicher Unternehmen
- Organisation
von internationalen Fachtagungen sowie Unterbreitung von Trainings-
und Weiterbildungsangeboten für Führungs- und Nachwuchskräfte
der Agrarwirtschaft Osteuropas
Gesellschaftspolitische
Ausgangspositionen der GAST-OST zur Transformation der Landwirtschaft
in Mittel- und Osteuropa
- Die nationale
Agrarpolitik spiegelt wider, welcher Stellenwert dem ländlichen
Raum, seiner Erhaltung und Pflege, der Produktion, Verarbeitung
und Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie den auf
dem Lande lebenden und arbeitenden Menschen zukommt.
- Je höher
der Anteil der im ländlichen Raum lebenden und arbeitenden
Menschen eines Landes ist, desto größere Bedeutung
kommt der nationalen Agrarpolitik zu.
- Vor allem
in der Phase der Transformation bestimmt die landwirtschaftliche
Produktion gemeinsam mit den vor- und nachgelagerten Bereichen
wesentlich, ob die Land-wirtschaft als Volkswirtschaftszweig
zum Motor oder zur Bremse im Transformationsprozess wird.
- Um Motor
der Entwicklung zu werden, bedarf es einer nationalen Agrarpolitik,
die sich vor allem konzentriert auf die Schaffung und Durchsetzung
marktwirtschaftlicher Rahmenbedingungen für den Boden -,
Kapital -, Arbeits -, Beschaffungs - und Absatz-markt.
- Notwendige
Umstrukturierungsmaßnahmen der Landwirtschaft im Transformations-prozess
sollten berücksichtigen, dass die Privatisierung von Boden
und Kapital nicht das Endziel der Veränderungen sind, sondern
erst die effiziente betriebliche Kombination der privatisierten
Produktionsfaktoren Boden, Kapital und Arbeit die entscheidenden
Grundlagen des wirtschaftlichen Erfolges schafft.
- Die nationale
Agrarpolitik trägt den Anforderungen der Transformation
und des wirtschaftlichen Erfolgs Rechnung, indem sie vor allem
den Aufbau moderner Verarbeitungskapazitäten, den Schutz
der Inlandproduktion, Pachtmodell? und zinsermäßigte
Kredite auf dem Gebiet des Boden- und Kapitalmarktes und eine
angemessene Steuerpolitik in geeigneter Weise fördert.
- Vorteilhaft
auf den Verlauf der Transformationsprozesse wirkt sich aus,
wenn Agrarpolitik nicht von oben übergestülpt und
ideologisiert wird, sondern sich von der Basis her entwickelt.
Bäuerliche Selbsthilfeorganisationen und ein einheitlicher
Bauernverband sind die verlässlichsten Partner der Agrarpolitik
als Stimme der Bauern und des ländlichen Raumes.
Betriebswirtschaftliche Ausgangspositionen der GAST-OST zur
Transformation der Landwirtschaft in Mittel - und Osteuropa
- Kennzeichen
für die erfolgreiche Transformation in der Landwirtschaft
sind Landwirtschaftsunternehmen, die sich auszeichnen durch
eine Vielfalt der Rechtsformen bei strikter Chancengleichheit
aller Betriebsformen und nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg.
- Der wirtschaftliche
Erfolg eines Landwirtschaftsunternehmens wird wesentlich beeinflusst
von der agrarpolitischen Ausgestaltung des nationalen Boden
-, Kapital -, Arbeits -, Beschaffungs - und Absatzmarktes und
betrieblicher Strategien ihrer effektiven Ausnutzung.
- Wirtschaftlicher
betrieblicher Erfolg im Transformationsprozess wird gekennzeichnet
durch die angemessene Entlohnung aller Produktionsfaktoren,
notwendige Modernisierungs- und Wachstumsinvestitionen und den
erforderlichen Inflations-ausgleich.
- Die effektive
Organisation von Landwirtschaftsunternehmen im Transformationsprozess
muss vor allem der Tatsache Rechnung tragen, dass der für
Modernisierungs- und Wachstumsinvestitionen notwendige Produktionsfaktor
Kapital in der Regel defizitär ist. Deshalb sollten Kapitalsparende
Technologien, Pachtmodelle für die Bodennutzung und produktivitätsorientierte
Vergütungssysteme angewendet werden.
- Der Mangel
an betrieblichem Eigenkapital ist auf Dauer nur durch gewinnorientiertes
unternehmerischen Wirtschaften zu beheben und kann nicht staatlicher
Subventions-politik vorbehalten sein.
- Der landwirtschaftliche
Unternehmer muss geeignete innerbetriebliche und überbetriebliche
Anpassungsstrategien entwickeln, um bei einem nicht oder kaum
zu beeinflussbarem Niveau der Produkt - und Faktorpreise sowie
staatlicher Subventionen zum wirtschaftlichen Erfolg zu gelangen.
- Der wirtschaftlicher
Erfolg beginnt mit dem erfolgreichen Absatz landwirtschaftlicher
Produkte. Ohne ausreichende Einnahmen, ohne angemessenen betrieblichen
Gewinn und ohne ausreichende Zahlungsüberschüsse kann
kein Unternehmen auf Dauer existieren.
- Gewinn
ist nicht nur die wesentliche Messgröße des wirtschaftlichen
Erfolges, sondern auch der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit.
Ein Unternehmen gilt dann als wettbewerbsfähig, wenn es
in der Lage ist, auf der Grundlage des erwirtschafteten Gewinns
je ha LF alle Produktionsfaktoren angemessen zu entlohnen, notwendige
Modernisierungs- und Wachstumsinvestitionen zu finanzieren und
einen Inflations-ausgleich zu erwirtschaften.
- Letztlich
entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg eines Landwirtschaftsunternehmens
ist das Erreichen einer ökonomischen Normalität, die
dadurch gekennzeichnet ist, dass die Zuwachsrate des betrieblichen
Gewinns stets größer sein muss als der Zuwachs der
Einnahmen und des Aufwandes.
Gewinn
> Einnahmen > Aufwand
Positionen der GAST-OST zum wirtschaftlichen Erfolg im Prozess
der Transformation der Landwirtschaft in Mittel- und Osteuropa
- Alle Analysen
der Wettbewerbsfähigkeit zeigen, dass unter den Bedingungen
der Transformation die Gewinnerwirtschaftung der Betriebe nicht
ausreicht. Die Arbeitsproduktivität, die Wirtschaftlichkeit
des Vorleistungseinsatzes sowie die Bodenproduktivität
und die tierischen Produktionsleistungen sind noch zu gering.
- Erfahrungen
belegen, dass der wirtschaftlicher Erfolg eines Landwirtschaftsunternehmens
im Transformationsprozess nicht von seiner Größe,
sondern in erster Linie vom Niveau des betrieblichen Managements
und dessen Vermögen zum komplexen unternehmerischen Denken
in Produktions-, Kosten-, Markt- und Strategiekategorien bestimmt
wird.
- Wesentliche
betriebswirtschaftliche Erkenntnisse, die zum wirtschaftlichen
Erfolg im Transformationsprozess beitragen, sind:
==> Betrieblicher Gewinn als Voraussetzung für die nachhaltige
Entwicklung des Unternehmens lässt sich in erster Linie
über die Steigerung des Ertrages und des Produktionsumsatzes
erzielen und nicht über eine drastische Kostenreduzierung.
==> Statt Kostensenkung um jeden Preis ist durch das betriebliche
Management auf ein angemessenes Kostenniveau und die Minimierung
der Stückkosten zu orientieren. Der Weg dazu führt
vor allem über die Einflussnahme auf die variablen Kosten,
die Material- und Personalkosten und die Arbeitserledigungskosten.
==> Kostendegressionen,
Marktvorteile, bessere Produkt- und Faktorpreise und gute Kreditkonditionen
sind als Maßstäbe des marktwirtschaftlichen Erfolges
nur bei hohen Naturalerträgen und ausgezeichneter Produktqualität
zu erreichen.
==> Um die Arbeitsprozesse
weiter zu optimieren und die Einsparung von Betriebsmitteln
zu verbessern, gewinnt die schlagbezogene Präzisionslandwirtschaft
(Precision Farming) bei der Aussaat, Düngung, dem Pflanzenschutz
und der Ernte zunehmend an Bedeutung. Zum Erfordernis werden
betriebsspezifische Informations- und Kommunikationssysteme,
die teilschlagspezifisch optimale Erträge, Leistungen und
angemessene Kostenverläufe sichern helfen (technologische
Schlagkarteien ...)
==>
Durch die gezielte Vergrößerung der Managementeinheiten
zum gemeinsamen Kauf von Maschinen und Betriebsmitteln oder
zum Verkauf vom Produkten bzw. die zwischenbetriebliche Nutzung
kapitalintensiver Schlüsselmaschinen, kann der Aufwand
gesenkt und wirksam zum Abbau der Fest- und Gemeinkosten beigetragen
werden.
==> Die betriebliche Finanzierungskraft (Cash-flow) für
notwendige Ersatz- und Neuinvestitionen zur Erhöhung der
Wettbewerbsfähigkeit sollte neben dem unbedingt erforderlichen
Gewinn vor allem Abschreibungen und Tilgungen vollständig
einbeziehen, um eine ständige Liquidität zu gewährleisten.
zurück
|